Chemiebetriebe im Antwerpener Hafen prüfen mit dem Projekt CHERISH2O die Wiederverwendung von Abwasser
Diesen Monat beginnt das Projekt CHERISH2O (CHEmical industry water Reuse In a Sustainable Harbour) im Hafen von Antwerpen. Darin untersuchen Port of Antwerp-Bruges, VITO, essenscia, VMM und Antea Group die Möglichkeit, Industrieabwasser von Chemiebetrieben im Hafen in großem Maßstab für die Wiederverwendung aufzubereiten. Dabei sind sie nicht allein: 12 Unternehmen beteiligen sich an dem Forschungsprojekt. Indem sie ihr eigenes Prozesswasser aus Abwasserströmen herstellen, reduzieren die Betriebe ihren Wasserverbrauch, und die Industrie kann das Risiko von Wasserknappheit im Falle von Dürren verringern und zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung beitragen.
Die Chemiebetriebe Ashland, BASF, Bayer, Borealis, Envalior, Evonik, ExxonMobil, Ineos, Lanxess, 3M, Monument Chemical und TotalEnergies haben mindestens eines gemeinsam: Wasser ist für sie lebenswichtig. Aufgrund des Klimawandels ist eine ausreichende Wasserversorgung nicht immer gewährleistet. Daher wird im Rahmen des Projekts CHERISH2O nach langfristigen Lösungen gesucht, um die Kontinuität der Wasserversorgung sowohl für den eigenen Produktionsprozess als auch für die Trinkwasserversorgung durch die Umstellung auf eine zirkuläre Wassernutzung zu garantieren.
CHERISH2O ermittelt in einem ersten Schritt, wie viel Wasser die Betriebe benötigen und wie viel Abwasser sie derzeit einleiten. Anschließend wird untersucht, in welchem bzw. welchen Wirtschaftszweig(en) die gemeinsame Wiederverwendung von Abwasser (den größten) Mehrwert bringt. Die Studie soll auch die Kosten, den Nutzen und die Umweltauswirkungen der Wiederverwendung von Abwasser ermitteln und die zur Aufbereitung des Wassers erforderlichen Technologien vergleichen. Ausgehend von diesem Grundkonzept wird eine Pilotanlage errichtet, um die Aufbereitung von Abfallströmen aus verschiedenen Unternehmen in der Praxis zu testen. Die Studie untersucht auch, wie bestimmte Stoffe im Abwasser als Ausgangsmaterial für andere Prozesse dienen können. Abschließend wird der rechtliche Rahmen geprüft und untersucht, welche Geschäftsmodelle eingesetzt werden können, um dies in großem Maßstab umzusetzen.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 730.000 Euro, die zwischen den Projektpartnern und den teilnehmenden Betrieben aufgeteilt und mit Mitteln aus dem Blue Deal der flämischen Regierung unterstützt werden. Durch CHERISH2O werden Schritte unternommen, um das Ziel des flämischen Klimaanpassungsplans zu erreichen, Flandern weiter auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten. Dieser Plan strebt unter anderem an, dass Betriebe ihr Wasser bis 2040 vollständig recyceln und so wenig Trink- und Grundwasser wie möglich verbrauchen.
Dies ist das erste Mal, dass die Machbarkeit dezentraler Kreislaufwassernetze aus Industrieabwässern in einer Hafenumgebung in diesem Umfang untersucht wird.
Flämischer Umweltminister: „Wasser ist unser größter Verbündeter und eine unserer wertvollsten Ressourcen. Es ist daher ein absolutes Muss, dass wir es bewusst und sparsam einsetzen. Das erreichen wir in Flandern mit unserem Blue Deal: Zum ersten Mal steht die Wissenschaft im Mittelpunkt unserer Wasserpolitik. Dass sich mit dem Chemiesektor im Hafen von Antwerpen einer der Hauptpfeiler unserer Wirtschaft engagiert, kann ich nur begrüßen. Denn Umweltprobleme, wie z. B. Wasserknappheit, sind auch wirtschaftliche Probleme.“
Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges: „Die beeindruckende Liste der Chemiebetriebe in unserem Hafen, die an diesem Projekt teilnehmen, beweist einmal mehr, dass unsere Hafengemeinschaft eine Vorreiterrolle für mehr Nachhaltigkeit spielen möchte. Wenn diese Betriebe das Trinkwasser in ihrer Produktion durch aufbereitetes Abwasser ersetzen könnten, wäre das ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig würde es sie widerstandsfähiger gegen Wasserstress machen.“
Bernard De Potter, Generaldirektor VMM: „VMM ist begeistert von der Vorreiterrolle, die die chemische Industrie im Hafen von Antwerpen-Brügge bei der Erforschung von Möglichkeiten zur Wiederverwendung von Abwasser spielt. Als lösungsorientierter Partner sind wir fest entschlossen, diese wichtige Initiative in einem Umfeld des Klimawandels voll zu unterstützen.“
Ann Wurman, Direktorin von essenscia Flandern: „H20 ist die chemische Formel, die wahrscheinlich jeder kennt. Wasser ist auch für chemische Produktionsprozesse unerlässlich: als Kühlmittel, zur Dampferzeugung oder als Rohstoff. Demzufolge hat der sparsame Umgang mit Wasser für den Chemiesektor höchste Priorität. In den letzten zehn Jahren konnte der Trinkwasserverbrauch in diesem Sektor um ein Viertel gesenkt werden, aber wir sind weiterhin bestrebt, noch besser zu werden. Zusammenarbeit ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Regierung, die Wissenspartner und die Industrie ihre Kräfte bündeln, um Fortschritte zu erzielen und den richtigen Rahmen zu schaffen, um die Betriebe bei ihrem Wandel zu unterstützen.“
Leen Govaerts, VITO, Direktorin für Wasser und Energiewende: „Innovation zusammen mit der Industrie und der Regierung ist ein wichtiges Bindeglied, um Flanderns Wasserproblemen zu begegnen. Als Forschungspartner hilft VITO, über Einzelinteressen hinauszublicken und Technologie mit einem regionalen Ansatz geschickt zu verbinden. Auf diese Weise tragen wir zur nachhaltigen Wasserversorgung und zur Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in Flandern bei.“
Jan Parys, CEO der Antea Group Belgium: „Das Projekt CHERISH20 ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Wassernutzung in der chemischen Industrie im Hafen von Antwerpen. Wir von der Antea Group nutzen unser Wissen und unsere Erfahrung, um die Methode zur Bewertung der Auswirkungen kombinierter Einleitungen auf Wasserläufe zu entwickeln. Darüber hinaus beteiligen wir uns an der Machbarkeitsstudie für die zirkuläre Wiederverwendung von Abwasser. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir mit diesem Projekt dazu beitragen, die Wasserqualität zu verbessern und die Selbstversorgung des Sektors zu erhöhen.“