Ankerpunkte
- Der Gesamtgüterumschlag sinkt in den ersten neun Monaten 2025 um 3,8 %.
- Der Containerverkehr ist seit August schwächer, sodass weniger Engpässe auftreten.
- Der Handel mit den USA wächst weiter, aber US-Importzölle setzen den Export unter Druck.
Schwächerer Containerverkehr und abnehmende Engpässe
Nach einem starken ersten Halbjahr war der Containerumschlag im dritten Quartal um 2,4 % niedriger als im selben Zeitraum des Jahres 2024. Über die ersten neun Monate bleibt noch ein leichtes Wachstum: +1,1 % bei der Tonnage und +1,6 % bei den TEU. Der Rückgang hängt mit der Normalisierung der Schifffahrtsallianzen zusammen, durch die das zeitweilige Zusammentreffen von alten und neuen Anläufen endete. Die Folgen waren spürbar weniger Engpässe, kürzere Wartezeiten und schnellere Abgänge ins Hinterland.
Der Marktanteil von Port of Antwerp-Bruges in der Hamburg-Le Havre-Range sank in der ersten Jahreshälfte 2025 um 0,7 Prozentpunkte auf 29,8 %, was hauptsächlich durch die begrenzte Terminalkapazität bedingt war. Dieser Engpass soll mit dem ECA-Projekt (Extra Containerkapazität Antwerpen) ausgeräumt werden. Die geringe Vorhersehbarkeit der Fahrpläne und die verschiedenen Streiks und Aktionen beeinträchtigen weiterhin die betriebliche Zuverlässigkeit.

Unterschiedliche Entwicklung in anderen Segmenten
Der konventionelle Stückgutverkehr blieb nach neun Monaten dank einer Erholung der Stahleinfuhren stabil, während die Ausfuhren unter Druck blieben, weil unter anderem weniger in die USA und nach Mexiko exportiert wurde. Unterdessen kündigte die Europäische Kommission strengere Einfuhrvorschriften an, um dem Dumping von ausländischem Stahl entgegenzuwirken. Flüssiges Massengut (-13,5 %) litt unter den geringeren Ausfuhren von Erdölderivaten nach Westafrika und der anhaltenden Schwäche des europäischen Chemiesektors. Biokraftstoffe und Energiegase haben jedoch weiter zugelegt. Der sinkende LNG-Verkehr, der auf das europäische Verbot der Umladung von russischem Gas zurückgeht, wurde teilweise durch höhere Importe aus den USA ausgeglichen. Die jüngsten Ankündigungen in der europäischen Chemieindustrie machen deutlich, wie stark der Sektor weiterhin unter Druck steht.
Trockenes Massengut (-8,9 %) ging vor allem durch geringere Düngemittelverladungen zurück, was durch höhere Einfuhren aus Russland und Marokko kurz vor Einführung neuer EU-Zölle teilweise ausgeglichen wurde. Das RoRo-Segment wuchs um 3,3 %, angetrieben durch steigende Importe von Neuwagen aus China – trotz europäischer Einfuhrzölle seit Ende 2024 – und höhere Mengen bei Lkw und Gebrauchtwagen. China ist inzwischen der wichtigste Herkunftsmarkt für Neuwagenimporte.
Wachsende Auswirkungen der US-Handelsmaßnahmen
Der Frachtverkehr mit den USA, dem zweitwichtigsten Handelspartner von Port of Antwerp-Bruges, stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 um 15 %. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf Container und flüssiges Massengut zurückzuführen. Seit dem Sommer sind jedoch die Auswirkungen der US-Importzölle zu spüren: Die Ausfuhren gingen im dritten Quartal zurück, insbesondere die Stahlausfuhren, die um mehr als ein Drittel niedriger waren als im zweiten Quartal.
Die Einfuhren bleiben vorerst auf Kurs, mit einem starken Anstieg der flüssigen Massengüter und einer Verdreifachung der LNG-Mengen. Dies bestätigt die Rolle von Port of Antwerp-Bruges als Tor für alternative Energieströme, die russisches Gas ersetzen. Die Containereinfuhren aus den USA stiegen ebenfalls um 8 %, obwohl sich das Wachstum seit August leicht verlangsamt hat.
Drahtseilakt zwischen Widerstandsfähigkeit und Unsicherheit
Die Ergebnisse für die ersten drei Quartale des Jahres 2025 zeichnen ein ausgewogenes, aber herausforderndes Bild. Nach einem starken Jahresbeginn stabilisieren sich die Containerströme, und der Druck auf die Terminals lässt nach, während der Verkehr mit den USA beständig bleibt. Gleichzeitig zeigen der rückläufige Export und die schwierige Lage des europäischen Chemiesektors, wie empfindlich der Hafen auf geopolitische und wirtschaftliche Schwankungen reagiert.
Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges: “Der leichte Rückgang unseres Marktanteils lässt sich hauptsächlich durch die Engpässe in der ersten Jahreshälfte erklären. Die Mengen waren ausreichend, aber nicht die verfügbare Terminalkapazität. Auch Umstrukturierungen innerhalb der Schifffahrtsallianzen haben sich vorübergehend auf die Verteilung des Verkehrs zwischen den Häfen ausgewirkt. Sobald zusätzliche Kapazitäten verfügbar sind, erwarten wir eine Erholung unseres Marktanteils. Die vierteljährlichen Zahlen zeigen aber auch die Widerstandsfähigkeit von Port of Antwerp-Bruges in einem extrem volatilen Wirtschaftsklima.
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